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«Das Glas ist immer voll.» Ein Gastbeitrag von Steven Mack.

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«Das Leben kann nicht verstanden, aber gefühlt werden»: Steven Mack (Foto: www.stevenmack.ch)

Steven Mack verunglückte 2006 als 20-Jähriger bei einem Pendelsprung von der Walliser Ganterbrücke und ist seither blind. Ich besuchte seinen Vortrag und schrieb darüber. Steven Mack schreibt auch selbst und äussert sich hier als Gastautor zu meinen Beitrag.

In dem Beitrag geschrieben steht, dass ich mich manchmal traurig, wütend oder unglücklich fühle. Dies zu fühlen heisst allerdings nicht, dass ich es bin. Verstehst du den Unterschied?

In dem Beitrag steht ausserdem, dass ich optimistisch denke. Diese Aussage erscheint mir unstimmig, ein Missverständnis: Optimist und positiv denkend. Das stimmt nicht.

Du kennst den Spruch: Das Glas ist halb voll oder halb leer. Pessimist, Optimist. Wertungen. Leer und voll. Auch der Optimist aber kennt das Wort «halbe» und ist somit auch zu einem Teil negativ denkend. Das Glas sieht er als halb voll. Er ist nicht in der vollen Liebe oder im Vertrauen zum Leben und glaubt auch an halbe Dinge.

Ein halb volles Glas, das ist nicht möglich. Nein, es ist immer voll. Voll voll. Nur vielleicht nicht mit dem, was ich mir erdenke und wünsche. Selbst wenn im Glas aber nur ein einziger Tropfen Wasser ist, dann ist es doch gefüllt mit Luft. Würde man sich einen Schritt weiter vom Glas entfernen, würde man sehen, dass es voll ist. Gefüllt mit Luft. Gefüllt mit Leben. Gefüllt mit Sinn. Wir aber treten nahe ans Glas und sehen es mit unserem Verstand. Und der sagt: Halb voll.

Schön, du bist Optimist. Das Leben aber wird niemals verstanden werden können. Warum also leben wir in ihm, im Verstand? Das Leben kann zwar nicht verstanden, aber gefühlt werden. Im Gefühl sieht alles anders aus. Ich meine nicht das Gefühl des Verstandes, denn auch der Verstand kennt Gefühle wie Freude und Leid. Ich spreche vom Gefühl des Lebens. Dort geht es ab, dort ist die Zufriedenheit.

Buddha und Lama machen es uns vor. Ich bin dabei, diesen Weg zu gehen, den Verstand loszulassen und wegzukommen vom rationalen Denken. Ich möchte im Leben sein, das Leben erleben, so wie es ist, ohne es mit dem Verstand zu bewerten. Dabei weiss ich, dass ich immer selbst verantwortlich bin für das, was in meinem Leben geschieht und wie ich es wahrnehme. Gott? Natur? Universum? Schicksal? Karma? Kosmos? Nenne es, wie du willst. Ich nenne es die Freiheit und zugleich Kraft des Lebens, für mich selbst die Dinge so zu gestalten, dass ich dabei Zufriedenheit empfinde.

Manche Leute sagen, dass ich mir etwas einbilde, mir etwas vorgaukle. Und wenn es so wäre? Na und? Andere gaukeln sich das Leid vor, ich mir das Glück. Das Leben, das Universum, es wertet bestimmt nicht. Dies haben wir uns so erschaffen, wir sind es, die begannen zu werten.

Wünschen wir uns nicht alle, glücklich zu sein? Es ist doch egal, mit welchen Werkzeugen ich zu diesem Ziel gelange. Für mich ist nur von Bedeutung, dass ich es erreiche. Aus der Kraft meiner Gedanken. Andere verhelfen sich dazu mit der Bibel, einer Religion, einem Haustier, der Verbundenheit zur Natur, einem Wald oder See, einer Musik, dem Sport oder wie und was auch immer. All diese Dinge sind mögliche Zugänge oder Schlüssel zu der einem inne wohnenden eigenen Kraft. Zur Kraft des Lebens. Sie zu finden, dafür ist jeder Mensch selbst verantwortlich.

Weisst du, welcher Schlüssel deiner ist?

Der Blindgänger. Steven Mack über sein altes und sein neues Leben. Der Link zum Originalbeitrag
Website von Steven Mack


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